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Neustart auf dem Gutshof - für Hühner, Holz und Honig

NDR | Die Nordreportage | 1  ×  30 min | 20.11.2024

Frederik von Rumohr gehört zu einer der ältesten Familien in Schleswig-Holstein und hat vor wenigen Jahren etwas ganz Besonderes geerbt: Das Gut Drült. Nachdem der Hof lange fremd bewirtschaftet war hat sich Frederik entschieden, diesen ganz nach dem Motto ‚Zurück in die Zukunft‘ und unter Rückgriff auf altbewährte Methoden neu aufzubauen. Die Reportage zeigt die Herausforderungen eines großen Erbes und die Bestrebungen, dem Hof mitsamt Holz, Honig & Hühnern eine nachhaltige Perspektive zu geben.

300 Hektar groß, im Herzen von Angeln malerisch gelegen: Das Gut Drült. Seit über 500 Jahren ist das Anwesen im Besitz der Familie von Rumohr. In 16. Generation hat Frederik vor einiger Zeit Herrenhaus und Hof geerbt - und dazu eine große Herausforderung. Denn es stellte sich die Frage, wie soll es wei- tergehen? Lange war das Land fremd bewirtschaftet, die Wohngebäude vermietet. Frederik hat sich entschieden: Er will dem alten Hof eine ganz neue Zukunft geben.

Dafür baut er den Betrieb wie ein „Start-up“ neu auf: Mit großer Vision, viel Mut und echtem Herzblut betreibt er kleinteilige, kreative Landwirtschaft und kluge Wertschöpfung.
Er macht Hühner, Holz und Honig auf seine ganz besondere Art und Weise. „Ein Experiment“, wie der gelernte Historiker sagt. Ob es gelingt, ist offen. Eigentlich lebt er mit seiner Familie und den vier Kindern in Hamburg und hat eine Firma für strategische Beratung. Aber sein Herz hängt an dem klas- sizistischen Gut und daher ist er jede Woche dort und managt die vielfältigen Aufgaben.

Seine Frau Maya, eine Kinderärztin, ist auch da, wenn ihre Zeit es zulässt. Dann ist für die große Fami- lie und Hund Turo Alltag auf Drült. Mit allem, das dazu gehört. Mal Spaß, mal Stress.

In Frederiks Hühnerzucht steht das Tierwohl über allem: Die Gockel führen ein glückliches Leben auf weitläufigen Wiesen. Ihr Ende kommt mit der Nachtschlachtung auf dem Hof. Nicht „Stress ohne Ende“, sondern ein „Ende ohne Stress“ ist die Philosophie.
Eine echte Ausnahme, weil das teuer und aufwendig ist. Hühnerzuchtleiterin Tanja Teuber lebt auf und für den Hof. Nach Sonnenuntergang sammelt sie die Tiere behutsam im Schlaf mit speziellem Licht ein. Keine vier Minuten dauert der Weg über den Hof zu Claus Jessen, der den letzten Akt über- nimmt und sich dann um die Weiterverarbeitung des Geflügels kümmert.

Von Spezialschnitten für die Gastronomie bis zu Grillgut - all das entwickelt der Fleischermeister mit großer Leidenschaft. Frederik kocht selbst gerne und ist immer bei der Kreation neuer Rezepte und Marinaden mit dabei. Die Kräuter in den Saucen sollen durch frische vom Hof ersetzt werden. Tanja Teuber hat dafür gerade neue Hochbeete entwickelt und vieles angepflanzt. Leider schmeckt das Grün auch den Rehen. Dafür hat sie auch schon eine Idee.

Ein Tier wird auf Drült immer komplett verarbeitet. Was der Mensch nicht isst, wird Hundesnack. Das Geflügel hat mit 35 € pro Huhn seinen Preis. Frederik sieht die Lösung darin, weniger und dafür besse- res Fleisch zu essen. So ist Genuss mit gutem Gewissen für alle bezahlbar.

Auch das Waldkonzept ist nachhaltig und bodenschonend: Entnommen wird nur, was auch nach- wächst. Das gefällte Holz wird nicht mit den schweren „Harvestern“ aus dem Wald geholt, sondern vom Pferderücker Markus Bein. „Solche Maschinen verdichten den Boden so stark, dass er danach tot ist und dort 50 Jahre nichts mehr wächst“, sagt er. Regelmäßig ist er im Gutswald mit seinen beiden Schleswigern im Einsatz. Das Holz veredelt Frederik entweder auf dem Hof zu Kaminholz im brenn- baren Pappkarton oder verkauft es, ebenfalls auf dem Hof gesägt und gehobelt, an lokale Tischlereien. Auf dem Hof wird viel von Hand gemacht. Dennoch hoffen die Mitarbeiter in der Holzverarbeitung, dass endlich die zwei Maschinen kommen, die das Holz vorsortieren und reinigen, damit sie es dann leichter packen können.

Zum Gutsbetrieb gehören auch noch zehn Bienenvölker. Frederik sät auf über 12 ha Wildblumen und Kräuter. Diese dienen nicht nur Bienen als Nahrungsquelle, sie bieten auch Wildtieren einen sicheren Unterschlupf. Um die Bienen zu schützen, kam Frederik die Idee, Bienenpatenschaften anzubieten. Im- ker Bernhard Gäbel schaut oft nach, ob mit Bienen und Brut in den Waben alles in Ordnung ist. Er muss prüfen, ob jedes Volk eine Königin hat, damit sie für den Winter gerüstet sind. So ein großes Erbe ist für Frederik von Rumohr in jeder Hinsicht viel Arbeit, aber auch viel Freude. Immer im Blick hat er die vergangenen und die künftigen Generationen.

Der Sendetermin ist der 20. November 2024 im NDR um 18:45.

Team

  • Friederike Venus

    Autorin

  • Resa Asarschahab

    Kamera

  • Robert Engelke

    Kamera

  • Johannes Rudolph

    Ton

  • Matthias Ross

    Ton

  • Marvin Kreipe

    Schnitt

  • Christian Struck

    Produktionsleitung

  • Anne Kötterheinrich

    Produzentin

  • Constantin von Westphalen

    Sprecher

  • Karin Hauschildt

    Produktionsleitung NDR

  • Sven Nielsen

    Redaktion NDR